Bloß auffallen – und etwas Schutz vor Schüssen und Glassplittern. Eine ukrainische Nichtregierungsorganisation stellt kugelsichere Westen und Schutzhelme eigens für Kinder her.

Ein Mädchen bekommt die Ausrüstung probeweise angelegt. Ihre Eltern mussten mit ihr aus der umkämpften Region Charkiw fliehen.

»Wir waren lange unter Beschuss. Aber am Morgen, als wir evakuiert wurden, war es ruhig. Mein Mann sagte mir: ›Das war's, lass uns gehen.‹ Draußen auf der Straße war es furchterregend. Hätten wir solche Wesen gehabt, wäre es einfacher für uns gewesen, denke ich. Ich hoffe es wird nicht passieren, aber sollten wir noch einmal evakuiert werden müssen, hätten wir solch eine Weste und einen Helm und ich müsste mir weniger Sorgen um mein Kind machen.«

Der Lviv Defense Cluster ist der größte ukrainische Hersteller für kugelsichere Westen. Die Organisation stattet die ukrainischen Verteidiger und die Zivilbevölkerung kostenlos mit Schutzausrüstung aus. Die Kinder-Version ähnelt den Westen, die Sanitäter und Journalisten im ukrainischen Kriegsgebiet tragen.

Maksym Plyokhov, Lviv Defence Cluster:

»Es ist ein Kompromiss zwischen Gewicht und Schutzgrad. Die Weste wiegt etwa zwei Kilogramm und besteht aus ballistischem Polyethylen, das vollständig vor Pistolenkugeln und kleinen Granatsplittern oder Fremdkörpern schützt. Das Hauptziel der Westen ist es, Kinder bei der Evakuierung aus Kriegsgebieten zu schützen.«

Der Helm sei laut den Herstellern der gleiche, den auch die ukrainischen Streitkräfte bekämen – nur kleiner. Auf dem Rücken der kugelsicheren Westen steht groß »Kinder« auf Ukrainisch. Niemand zuvor habe solche Westen für die Kleinen produziert, so der Hersteller. Es sei schlicht nie nötig gewesen.

Anton Fedchenko, Lviv Defence Cluster:

»Dass wir in der Lage sind, den Kindern einen solchen Schutz zu bieten, macht uns nicht glücklich. Aber es gibt uns die Hoffnung, dass ihre Evakuierung sicherer wird. Leider ist es unserem Feind egal, auf wen er schießt.«

Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft wurden seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine insgesamt 430 Kinder getötet, weitere 823 verwundet. Hunderte Schulen und Bildungseinrichtungen wurden durch Beschuss und Bomben beschädigt oder vollständig zerstört. Die Schutzhelme und -westen können die Kinder zumindest ein wenig vor Kugeln, Schrapnellen, Glassplittern und Trümmern schützen – gegen das Trauma des Krieges richten sie nichts an.

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