ZEIT ONLINE

2022-11-01 14:36:20 By : Ms. syndra Mia

Das Bemerkenswerte an dem 24. Februar 2022 ist nicht nur, dass Russland ein Nachbarland überfallen hat mit dem erklärten Ziel, die ukrainische Staatlichkeit zu vernichten. Dass Russland damit das Völkerrecht verletzt und die europäische Sicherheitsordnung zerstört hat. Mindestens genauso bemerkenswert ist, dass diese Katastrophe im Herzen Europas bei manchen gar nichts durcheinandergebracht, geschweige denn erschüttert hat. Eine Koalition von rechts bis links hält an dem fest, was all die Jahre Halt gab: Ohne Russland geht es nicht. Vor allem aber: Waffenlieferungen an die Ukraine würden nichts ändern und müssten gestoppt werden. Verhandlungen müssten her, sofort.

Da werden Briefe an die Politik geschrieben mit dem Ziel, der Ukraine zwar auf keinen Fall einen "Diktatfrieden" aufzuzwingen, aber doch bitte nicht die Mittel zu geben, die sie für ihre Verteidigung braucht. Ralf Stegner von der SPD stellt bei Befürwortern von Waffenlieferungen eine "merkwürdige bellizistische Selbstgewissheit" fest und sieht keinerlei Notwendigkeit, auch nur eine seiner Positionen zu korrigieren, die er vor Kriegsbeginn über Russland geäußert hatte. Der Verleger Jakob Augstein belehrte in einer Radiosendung die ukrainische Autorin Tanja Maljartschuk über Verhandlungen und Kriegsangst – als wolle sie, deren Freunde und Familie in der Ukraine um ihr Leben bangen, nicht Frieden und Sicherheit, sondern ihre territoriale Gier stillen. Der Linkenpolitiker Klaus Ernst findet, es dürfe nicht die Entscheidung der Ukraine sein, ob sie mit dem Aggressor jetzt verhandeln wolle oder nicht. Und Michael Kretschmer von der CDU kann es kaum abwarten, wieder einzusteigen in das Geschäft mit dem russischen Gas, sobald verhandelt wurde und der Krieg vorbei ist. War was?

Es ist nicht einfach, die eigenen Wertvorstellungen herauszufordern. Wenn der Sozialdemokrat Rolf Mützenich der Außenministerin vorwirft, nicht genug für die Diplomatie zu tun, dann vermutlich nicht aus einem populistischen Kalkül; sein Vorwurf dürfte aus tiefsten Überzeugungen kommen: Mützenichs Lebensthema ist die (nukleare) Abrüstung. Nur kümmert das Wladimir Putin nicht weiter. Es ist ein schmaler Grat, der Überzeugungen von Lebenslügen trennt.

Ich bin keine Pazifistin, aber ich war bis Februar 2022 gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Meine Befürchtung war, dass Waffen den brüchigen diplomatischen Prozess, den das Minsker Abkommen vorsah, noch mehr gefährden würden. Dass die Zivilisten dort dann noch mehr litten. Und dass die Ukraine dadurch niemals in der Position sein würde, gegen den übermächtigen Nachbarn zu bestehen.

Ich lag falsch. Es stimmt schlichtweg nicht, dass Waffenlieferungen nichts ändern. Als ich im Februar 2015 mit dem Fotografen Sebastian Bolesch in einem Zug Richtung Ostukraine saß, waren ukrainische Soldaten mit an Bord auf dem Weg zur Front bei Donezk. Bitter sprachen sie darüber, wie man sie in diesen russischen Tarnkappenkrieg schickte: mit fast nichts. Die Uniform hatten sie von ehrenamtlichen Helfern, die kugelsichere Weste vom Onkel in Israel. Ich besuchte eine Militärbasis an der Front und fand eine Lumpentruppe vor. Diese Lumpentruppe war binnen weniger Jahre zu einer professionellen Armee geworden, die im Februar die russischen Pläne abwehren konnte, Kiew binnen drei Tagen einzunehmen und sich die Ukraine zu unterwerfen.

Wer kein Interesse zeigt, dass der Krieg beendet wird und immer nur behauptet, dass Verhandlungen ja nichts brächten, der ist genau das. Ein Bellizist. Zumindest wenn nach mehr und mehr Waffen gerufen wird. Waffen schaffen keinen Frieden. DAS zu behaupten ist plump.

DAS zu behaupten ist plump. ------

Plump das Gegenteil zu behaupten ist megaplump. Hitler wurde NUR mit Waffen besiegt, nicht vom seinem eigenen benebelten Volk!

Das wird bei den Russen nicht anders sein. Das sind aktuell die historischen Fakten.

Diese benannten Figuren wurden nun demaskiert. Aber ich gebe ihnen keine Schuld. Über Jahrzehnte wurde uns beigebracht, dass miteinander reden und verhandeln besser sei als Konfrontation. Dass ausweichen und ertragen gegenüber Aggressionen besser sei als zurückzuschlagen.

Geht bei Erziehung der Kinder los und endet eben beim Zusehen bei Massenmord on der Ukraine.

Uns fliegen hier die letzten Weichspül-Jahrzehnte um die Ohren....

Das sind die Grenzen der Stuhlkreispädagogik.

Kontext. Solange das territoriale Selbstbestimmungsrecht der Ukraine nicht zu 100 Prozent gewahrt bleibt, hat Putin kein Interesse an Verhandlungen. Einen mörderischen Überfall auf ein europäisches Land mit Verhandlungsangeboten zu belohnen, ist kein Pazifismus, es ist höchstwahrscheinlich nur der Wunsch nach billiger Energie.

Ein *nicht* zu viel. Keine Kommentare mehr vor 7 :-/

"Über Jahrzehnte wurde uns beigebracht, dass miteinander reden und verhandeln besser sei als Konfrontation."

"Dass ausweichen und ertragen gegenüber Aggressionen besser sei als zurückzuschlagen."

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