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2022-11-01 14:37:39 By : Mr. Kevin Leung

Für die Palästinenser steht nun fest, dass die Reporterin Abu Akle von einer Kugel israelischer Soldaten getötet wurde. Israel weist dies scharf zurück und fordert erneut eine gemeinsame Untersuchung. Al Dschasira will den Fall vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen.

Der palästinensische Generalstaatsanwalt hat Israel dafür verantwortlich gemacht, die Journalistin Schirin Abu Akle des TV-Senders Al-Dschasira gezielt getötet zu haben. Die Reporterin war vor zwei Wochen während eines israelischen Militäreinsatzes in Dschenin im nördlichen Westjordanland ums Leben gekommenn. Ihr Tod sowie Polizeigewalt bei ihrer Beerdigung in Jerusalem hatten international für Bestürzung gesorgt.

Al Dschasira beschuldigt die israelische Armee, für den Tod der Reporterin verantwortlich zu sein.

Der Generalstaatsanwalt Akram Chatib sagte vor Journalisten, eine Untersuchung der tödlichen Kugel habe ergeben, dass diese von einem Scharfschützen mit einem Gewehr des Typs Ruger abgefeuert worden sei. Das Geschoss sei aus Richtung der israelischen Soldaten gekommen. Weitere Einschusslöcher in einem Baum zeigten, dass gezielt auf den oberen Körper der 51-Jährigen geschossen worden sei. Dies zeige eine klare Tötungsabsicht, sagte Chatib.

Israels Verteidigungsminister Benny Gantz wies dies als Lüge zurück. Israel bedaure den Tod der Journalistin und die Armee untersuche den Vorfall, um die Wahrheit herauszufinden. Nach Darstellung der Armee ist nicht eindeutig, von wo der tödliche Schuss kam.

Nur durch eine ballistische Analyse der Kugel, die sich in Gewahrsam der Palästinensischen Autonomiebehörde befindet, und der Waffen der Soldaten könne festgestellt werden, wer den tödlich Schuss abgegeben habe. Die Palästinenserführung hatte Israels Wunsch nach einer gemeinsamen Untersuchung jedoch abgelehnt.

Israels Militärchef Aviv Kohawi erklärte, es sei unmöglich zu sagen, wer die Kugel abgefeuert habe. Er forderte die Palästinenser erneut auf, zu kooperieren. Eines könne allerdings mit Sicherheit gesagt werden: "Kein Soldat hat absichtlich auf eine Journalistin gefeuert. Wir haben das untersucht. Wir haben das geprüft. Das ist die Schlussfolgerung. Es gibt keine andere."

Möglich sind aus israelischer Sicht zwei Szenarien: Entweder sei Abu Akle von palästinensischen Extremisten getroffen worden, die einen israelischen Militärkonvoi unter Beschuss nahmen, oder von israelischen Schüssen, die einem Extremisten in der Nähe galten. Das Militär hat das Gewehr ausfindig gemacht, das in diesem Fall genutzt worden sein könnte, benötigt für eine endgültige Aussage aber die Kugel.

Al Dschasira beschuldigt die israelische Armee, für den Tod der Reporterin verantwortlich zu sein.

Al Dschasira kündigte indes an, den Fall an den Ankläger des Internationalen Strafgerichtshof IStGH in Den Haag zu übergeben. Die Rechtsabteilung des Senders wolle dafür zusammen mit internationalen Rechtsexperten eine Akte erstellen.

Abu Akle erlitt am 11. Mai bei der Berichterstattung über eine israelische Militäraktion im besetzten Westjordanland einen Kopfschuss. Abu Akleh trug einen Schutzhelm und eine Weste, die sie deutlich als Mitarbeiterin der Presse auswies.

Seit März sind bei einer Terrorwelle in Israel 18 Menschen getötet worden, außerdem wurden im Westjordanland ein israelischer Wachmann und ein Soldat von Palästinensern erschossen. Mehrere Attentäter stammten aus dem Bereich Dschenin. Die Stadt gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Seit Wochen führt die israelische Armee dort und in anderen Teilen des Westjordanlands Razzien durch.

Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums sind seit Ende März mehr als 30 Palästinenser getötet worden. Sie wurden zum Teil bei Militäreinsätzen getötet, aber auch bei eigenen Anschlägen oder bei Zusammenstößen mit der Armee.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Mai 2022 um 20:00 Uhr.